Katholische Kirche verliert Einfluss

Zwar sind mit 98 Prozent aller Einwohner von Malta nach wie vor die meisten Menschen auf der Mittelmeerinsel Katholiken und die Gottesdienste in den Kirchen sind immer gut besucht, aber in einem Bereich scheint die römisch-katholische Kirche an Einfluss auf Malta zu verlieren: Mit den Philippinen zusammen ist Malta das einzige Land auf der Welt, in dem keine Ehescheidungen zugelassen sind. Dieser Umstand ist gegenwärtig in der Diskussion und könnte bald geändert werden (wir berichteten).

Beim vergangenen Papst-Besuch auf Malta (hier geht es zum Bericht) waren an überall an den Häusern der Insel die Flaggen des Vatikan zu sehen. Doch die Unterstützung der katholischen Kirche scheint selbst in einem der katholischsten Länder der Welt nicht mehr uneingeschränkt gegeben zu sein: Eine knappe Mehrheit der Malteser scheint Umfragen zufolge eine Einführung des Scheidungsrechts zu befürworten. Die Kirchenvertreter von Malta laufen dagegen Sturm und machen Stimmung unter den Gläubigen gegen eine Entscheidung für ein Scheidungsrecht. Manche Geistliche sprachen gar davon, dass jeder Maltese, der die Legalisierung des Scheidungsrechts unterstützt, eine Todsünde begehen würde.

Der Protest gegen das bestehende Verbot von Scheidungen auf Malta wird ausgerechnet von einem Abgeordneten der katholisch-konservativen Regierung angeführt. Jeffrey Pullicino Orlando will das bestehende Gesetz auf Malta abändern lassen und hat aus diesem Grund im maltesischen Parlament einen dementsprechenden Antrag eingereicht. Er ruft dazu auf, sich am Beispiel von Irland zu orientieren, In Irland wurde der Erlass verfügt, dass Ehescheidungen dann möglich sind, wenn Ehen unrettbar zerbrochen sind. Die Labourpartei aus der Opposition kündigte umgehend an, den Antrag Orlandos zu unterstützen.