Die gesellschaftliche Entwicklung auf der Mittelmeer-Insel Malta unterzieht sich bereits seit einigen Jahren unübersehbar einem gravierenden Wandel. In der allgemeinen Wahrnehmung gelten zwar Länder wie Italien oder Spanien als erzkatholisch, in Wirklichkeit ist aber Malta mit einem Anteil von 98 % der Bevölkerung das "katholischste" Land der Welt. Dieser Umstand führt unter anderem dazu, dass der Katholizismus nicht nur die staatliche Religion auf Malta ist, sondern auch Abtreibung und Scheidung per Gesetz verboten sind. Während der Schutz des ungeborenen Lebens auf Malta nach wie vor nicht zur Debatte steht, ist das Verbot der Ehescheidung im Ferienparadies im Mittelmeer längst nicht mehr unumstritten.
Neben dem gesellschaftlichen Wandel wird diese Entwicklung durch den amtierenden Ministerpräsidenten Lawrence Gonzi, einem Vertreter des konservativen Lagers, begünstigt. So will Gonzi seine Landsleute im kommenden Jahr zur Wahlurne bitten und per Volksentscheid über den Fortbestand des Verbots der Ehescheidung abstimmen lassen. Auch die katholische Kirche hat sich in Person von Erzbischof Paul Cremona und Bischof Mario Grech bereits in die Diskussion um das Scheidungsverbot auf Malta bzw. dessen möglicher Aufhebung eingeschaltet. Die Kirchenmänner lehnen ein Recht zur Scheidung nach wie vor ab und begründen diesen Standpunkt in einem offiziellen Schreiben damit, dass die Scheidung überall dort, wo sie erlaubt sei, nicht zur Lösung von gescheiterten Ehen, sondern zur Vervielfachung von Problemen geführt hätte.
In Europa ist Malta neben Andorra und dem Vatikanstaat das einzige Land, in dem die Scheidung verboten ist. Eine Hintertür gibt es mit der Annullierung von Scheidungen, das auf Malta allerdings sehr selten genutzt wird, da künftige Eheschließungen für die Beteiligten auf Dauer verboten bleiben. Daher ging die Zahl der Eheschließungen auf Malta in den vergangenen Jahren dramatisch zurück, während bei der Zahl der nicht-ehelichen Kinder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen war. Immer mehr Paare entscheiden sich für die "Ehe ohne Trauschein" und leben teilweise seit Jahren oder gar Jahrzehnten in einer eheähnlichen Verbindung. Beobachter gehen bei der Volksabstimmung, sollte es im nächsten Jahr dazu kommen, von einer engen Entscheidung aus, die aktuellen Umfragen zufolge aber knapp pro Scheidung ausfallen könnte.
Kai Rebmann
Datum: 25.10.2010
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